Schwurbler*innen Strukturen und Aktivitäten in Bergedorf Stand August 2021
Bergedorf ist schon seit dem Pandemie-Beginn ein Hotspot von Schwurbler*innen, Querdenker*innen und anderen rechtsoffenen Strukturen. In diesem Recherche Update fassen wir vergangene Aktivitäten, aktuelle Strukturen und zukünftige Pläne der lokalen Schwurbler*innen zusammen.
Mit dem Beginn der Coronapandemie gründeten sich auch die selbsternannten “Freiheitsboten”, welche bundesweit strukturiert als Sammelbecken für Schwurbler*innen, Verschwörungstheoretiker*innen und Rechtsextreme fungierte. Der lokale Ableger “Freiheitsboten Bergedorf” wurde von einem Schwarzenbeker gegründet und sorgte für erste Netzwerkarbeit in Bergedorf. Dieser fiel dabei vor allem durch teilweise unangemeldete Mahnwachen vor der St. Petri und Pauli Kirche auf und wurde von Gegenprotesten begleitet. Dadurch sank die Motivation innerhalb der Gruppe stark ,sodass die Struktur heute nicht mehr aktiv ist.
Auch der Verein “Eltern stehen auf” hat einen lokalen Ableger in Bergedorf mit etwa einem Dutzend aktiven Mitgliedern. Diese machen vor allem Mobiarbeit für Veranstaltungen des Vereins in der Hamburger Innenstadt, in ihren aktivsten Phasen trafen sie sich wöchentlich zum persönlichen Austausch.
Am 8. Mai fand der erste verschwörungsideologische Autokorso in Bergedorf statt, der von einem starken Gegenprotest unter Anmeldung der “Omas gegen Rechts” begleitet wurde. Etwa 30 Fahrzeuge auf Seiten der Querdenker*innen, von denen einige Fahrer*innen mit Pfefferspray und Einhandmessern bewaffnet waren, nahmen am Autokorso teil. Festzuhalten ist die exessive Polizeigewalt der etwa 350 Beamten welche drei dutzend Radfahrer*innen gegenüber stand. Trotzdem gelang es den Aktivist*innen den Korso zu zerstreuen. So möchten wir an dieser Stelle allen für ihren Einsatz und ihre Solidarität danken, die am 8. Mai mit uns auf die Straße gingen.
Beim zweiten Autokorso am 5.6. waren 27 Fahrzeuge beteiligt und geschätzte 450 Polizist*innen. Trotz des Startpunktes in Bergedorf waren beide Autokorsos innerhalb der lokalen Schwurbler*innen Szene beinahe unbekannt, auch die Überschneidung der Teilnehmer war extrem hoch. Auch war die Mobilisierung innerhalb von Bergedorf und benannten Strukturen kaum existent, da die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Gruppen von starkem Mistrauen geprägt ist.
Als Treffpunkte für die verschiedensten Gruppen fungierten oftmals neben zwei Cafés auch private Haushalte. Regelmäßig wurde sich auch im Garten einer Aktivistin der XR Bergedorf getroffen, bei Gesprächen mit der XR wurde das Problem von Verschwörungsideologen innerhalb der Gruppe zumeist verdrängt oder marginalisiert.
Aktuell sticht vor allem die neue Gruppe “Ungeimpft Hamburg Bergedorf” hervor. Diese organisiert sich u.a. über Telegram und hat alleine in den letzten 10 Tagen über 100 neue Mitglieder gewonnen. Am 10.8. gab es ein internes Treffen im Sander Tannen mit 22 Mitgliedern, bei dem zukünftige Pläne beraten wurden. Dabei sind derzeit sowohl Kundgebungen als auch Aktionen wie Flashmobs und Störungen von Testzentren, Impfzentren oder Supermärkten geplant. Was und wie diese Pläne in die Tat umgesetzt werden bleibt abzuwarten.
Aktuell sind im lokalen Schwurbler*innen-Kalender zwei Daten besonders wichtig:
Am 18.8. treffen sich die Mitglieder von “Ungeimpft Bergedorf” um 18:00 erneut in der Riedelstraße 64 vor der Kirche zu einem Vernetzungsspaziergang.
Am 14.8. treffen sich Mitglieder der “Freiheitsboten Schwarzenbek” sowie der “Maskenfrei Einkaufen”-Struktur um 15:00 in Schwarzenbek an der Kirche zu einem “Lichtermarsch”.
Solche Strukturen bilden nicht nur den Nährboden für faschistische Parteien wie der AfD oder der Querdenker Partei “Die Basis”, sie zeigen auch ein gravierendes Gewalt- und Radikalisierungspotenzial. Dabei werden auch gezielt Jugendliche angesprochen, indem Jugendgruppen gegründet oder vor der Waldorfschule und dem Luisen-Gymnasium Flugblätter verteilt werden.
Totgesagte leben länger, dies zeigt sich nun erneut u.a. durch “Ungeimpft Bergedorf”, die es erstmalig in Bergedorf geschafft haben, einen stadtweit gut vernetzten Schulterschluss zwischen Rechtsextremen, radikalen Verschwörungstheoretiker*innen und dem in Bergedorf stark vertretenem, oftmals bürgerlichen Schwurbler*innen zu erzeugen.
Wir werden diese Kämpfe in den kommenden Wochen und Monaten geschlossen als Antifaschiste Linke mit euch austragen.
Antifa in die Offensive!